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Third Culture Kids - TCKs |
'I like the person I have become.' |
Alexander Saguez |
Third Culture Kids - TCKs
In einer Welt der Globalisierung und internationalen
Zusammenarbeit gibt es immer mehr Familien, die aus
beruflichen Gründen phasenweise außerhalb ihres
Heimatlandes leben. Diese Zeiten sind mit vielen
spannenden und prägenden Erfahrungen für alle
Beteiligten verbunden.
Gerade auch für Kinder eröffnen Auslandsaufenthalte
neue Chancen, wenngleich sie eine groβe
Herausforderung darstellen. Das Kennenlernen
verschiedener Kulturen und Sprachen kommt ihrem
Entdeckerdrang und ihrer Aufnahmefähigkeit sehr
entgegen. In der Auseinandersetzung mit dem neuen
Lebensumfeld und dem Prozess der Integration
entwickeln sie eine neue Identität, die die Kultur
der Eltern und des Gastlandes vereint, die
sogenannte ‚Third Culture‘.
Spezifische Merkmale
Im Fall von wiederholten Auslandsaufenthalten wird
diese ‚Third Culture‘ mehr und mehr zu einer
Identität, die mit bestimmten Verhaltensmustern
verbunden ist. Die ständige Anregung durch neue
Eindrücke fördert die Wahrnehmungsfähigkeit, die
kulturelle Sensibilität sowie die soziale Kompetenz
dieser Kinder und Jugendlichen und führt zur
Entwicklung eines breiten Spezialwissens. Dadurch
erscheinen TCKs in Gesprächen mit Erwachsenen reifer
und informierter als ihre Altersgenossen im
Herkunftsland. Andererseits ist ihr Wissen über ihre
Herkunftskultur häufig lückenhaft und sie sprechen
andere Sprachen unter Umständen flieβender als die
Muttersprache. Ihre Bereitschaft zu intensiveren
Beziehungen kann aufgrund häufiger Abschiede
reduziert sein und das fehlende Zugehörigkeitsgefühl
kann die Persönlichkeitsbildung behindern. Aus
diesem Grund fühlen sie sich oft in Gesellschaft von
Menschen mit ähnlichem Erfahrungshintergrund sehr
wohl, wohingegen sie zum Teil Schwierigkeiten mit
Menschen haben, die diese Erfahrungen nicht teilen..
Ein Beispiel und mögliche Symptome
TCKs machen häufig zu Gesprächsbeginn mit ihnen
unbekannten Personen eine Erfahrung, die mit einem
Fremdheitsgefühl einhergeht. Schon die harmlose
Eröffnungsfrage: „Woher kommst Du?“ ist nicht ohne
weiteres zu beantworten. TCKs lassen in diesem
Moment als Entscheidungshilfe eine Art Check
ablaufen, der ihnen beantworten soll, was sie dem
Gegenüber mitteilen möchten. Eine einfache Antwort
gibt es nicht und eine sachlich richtige Antwort
entspräche einem Lebensbericht, der schnell als
angeberisch oder arrogant empfunden wird. Dieses
Beispiel steht für unzählige Alltagssituationen, die
das Gefühl verstärken, dass etwas mit ihnen nicht in
Ordnung sei. Das Leben als TCK kann absolut
problemlos verlaufen, es kann aber auch zu Symptomen
kommen wie langanhaltende Fatigue, depressive
Verstimmung, Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit
sowie diverse stressbedingte psychosomatische und
verhaltensspezifische Auffälligkeiten.
Auswirkungen und Lösungsansätze
Als Erwachsene erwerben TCKs schnell eine hohe
fachliche Kompetenz, andererseits neigen sie dazu,
immer wieder ihren Beruf oder Arbeitsplatz zu
wechseln. Sie leben in der Ambivalenz zwischen
Ablehnung von Unverbindlichkeit, Sehnsucht nach
Wurzeln und Angst vor Trennung und Abschied.
Gleichzeitig sind sie von einer Unruhe getrieben,
immer weiterziehen zu müssen. Das Kennenlernen der
von Ruth Hill Useem und David Pollock entwickelten
Theorie der Third Culture Kids führt in der Regel zu
einem lebensverändernden Aha-Effekt. Sie können ihr
Anderssein endlich einordnen und somit einen Ansatz
für einen besseren Umgang mit ihrem Gewordensein
finden.
Wie es weitergehen kann
Vielleicht haben Sie beim Lesen dieses Textes sich
selbst oder jemanden in ihrem Umfeld wiedererkannt.
Mit dieser Erkenntnis ist schon sehr viel gewonnen.
Trotzdem kann es sein, dass die Erkenntnis allein
nicht ausreicht, um gegenwärtige Probleme oder
Konflikte zu lösen. Falls Sie besonders
eindrückliche Erfahrungen aus der Vergangenheit
genauer anschauen und verarbeiten möchten, bin ich
gerne bereit, dieses mit Ihnen zu tun.
Als hilfreiche Links zu diesem Thema möchte ich Sie
auf die Homepages der TCKworld
www.tckworld.com/useem/home.html und der
Organisation Families in Global Transition
www.fight.org
hinweisen. Grundlegende Informationen finden Sie
ebenso in folgenden Büchern:
- Third Culture Kids, Aufwachsen in mehreren Kulturen (deutsche Version) oder
- Third Culture Kids, The experience of growing up among worlds (englische Version) von David Pollock, Ruth Van
Reken, Georg Pflüger
- Unrooted childhoods von Faith Eidse und Nina Sichel
- Students abroad: Strangers at home: Education for a Global Society von Norman L. Kauffmann, Judith N.
Marint, Henry D. Weaver, Judy Weave
- Belonging
everywhere & nowwhere, Insights into Counseling the
Globally Mobile, von Lois J. Bushong
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